Juhu, endlich Sommerferien! Na gut, für mich eigentlich
nicht, aber nachdem diese Phase zu den besseren bis besten Erinnerungen an
meine Schulzeit gehört, freu ich mich einfach weiter drüber. Ebenfalls in sehr
guter Erinnerung geblieben ist mir der Bio-LK. Hier habe ich viel gelernt, was
mich heute noch freut – man könnte auch sagen, hier habe ich einen nicht zu
kleinen Teil unnützen Wissens angehäuft, mit dem ich im Smalltalk und bei Tisch
brilliere. Dazu gehört neben kluger Schlagworte wie „Parthenogenese“ oder
„Klinefelter-Syndrom“ auch „Drosophila“ – wobei es sich nicht um einen
reüssierenden Mädchennamen aus der Antike handelt, sondern um eine lautliche
Wohltat für ganz und gar garstige Wesen. Diese sind winzigklein, blicken einen
bei mikroskopischer Betrachtung aus furchterregend roten Teufelsaugen an und
entzücken die Forschung seit Äonen wegen irgendwas im Genpool. Was genau,
erinnere ich nicht mehr, aber vermutlich ist es gerade dieser Wissensnebel, der
mir in höchstem Maße Sorgen bereitet. „Ich mach mir große Sorgen um die
Küchensituation“, hab ich dem Mann neulich gestanden. Seine Antwort wurde von
einem vielstimmigen Sirren davongetragen, derweil ich einer Szene beiwohnte,
die mich frappierend an biblische Plagen und umherziehende Schwärme Myriaden
gefräßiger Heuschrecken erinnerte, hinter dessen schwärmendem und zuckendem
Vorhang ich irgendwo den Mann vermutete. Grund für die alttestamentarische
Erschütterung war mein Leichtsinn, der mich naiv den Deckel zum Biomüll hatte
öffnen lassen und damit einen Vulkanausbruch auslöste: Apfelgriebs hinein, eine
Fantastilliarde Fruchtfliegen hinaus. Doch das war nicht mein Problem. „Weißt
du, ich trau mich nicht mehr, eine Falle zu installieren, weil mich beunruhigt
das Verhalten, das die bei den Fliegen auslöst.“ Während nämlich manche (dumme)
Individuen sich kopflos und gierig in die Suppe aus Apfelessig und Spüli
stürzte, um dort die ewige Ruhe zu finden, setzte sich ein anderer Teil frivol
an den Rand des Swimmingpools, baumelte mit den Beinen und zeigte mir die lange
Nase. „Ich habe Sorge, hier irgendeine problematische Form natürlicher Auslese
zu betreiben und im Begriff zu sein, eine Art Superfliege zu züchten“, führte
ich meine Bedenken weiter aus. 100 Eier täglich legt so eine Fliegenfrau,
fertig ist die Brut zehn Tage später. Wenn die von Generation zu Generation,
Darwin lässt grüßen, schlauer, größer, stärker werden, welches Unglück bringe
ich dann grade über die Menschheit? Werde ich dereinst über ein von mir
geschaffenes Heer hochintelligenter Riesenfliegen herrschen? Gehe ich ein in
die Historie als Dr. Osophila, Herrin der Fruchtfliegen, die ihre Schwärme
dorthin schickt, wo mal wieder richtig aufgeräumt gehört? So gesehen find ich
den Gedanken nicht mehr ganz so furchterregend. Ich geh mal Apfelessig kaufen.
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