Freitag, 27. Oktober 2017

Fußvolk

Heute Morgen bin ich seit längerem einmal wieder quer durchs schöne Frankenland gefahren. Es handelt sich hierbei eher um ein gefühltes als ein reelles Wissen, das ausschließlich auf den zwei Tatsachen beruht, dass ich an Ort A in ein Auto hinein- und an Ort B aus diesem wieder hinausgestiegen bin und daraus schlau schussfolgere, in der Zwischenzeit aktiv einen Ortswechsel vorgenommen zu haben. Gesehen habe ich in der Zeit nämlich akkurat eins, nämlich: nichts. Was dem, so sprach das kluge Bildungsradio, sogenannten „Hochnebel“ geschuldet war, was ich für einen meteorologisch-psychologischen Trick zur Rettung der Reststimmung der Gesamtbevölkerung halte, die sich mutmaßlich umgehend sofort nach einem Strick umschauen würde, konfrontierte man sie in gleichhoher Frequenz mit dem Wort „Tiefwolken“. Denn nichts anderes war’s, was ich da durchschneist habt. Hier und da war die Autobahn hübsch dekoriert, leuchtend Rot vorzugsweise, was sich bei genauerem Hinsehen stets herausstellte als leider nicht von den Herrschaften von der Autobahnunterhaltung arrangiertes Ornament, sondern verunfalltes Wild. Auch wenn es für den letzten unermüdlichen Optimisten wieder etwas überraschend kommen mag, so ist dann jetzt halt doch mal Herbst, was unter anderem bedeutet, dass sich in Edeleinrichtungsgeschäften mit rot-gelbem Emblem die lustigen Hallooweenartikel mit denen für den selbstgebastelten Adventskalender um die Auszeichnung für größte Geschmacklosigkeit kloppen. Jetzt mag so manch einer alsgleich in große Trübsal verfallen und zu lamentieren beginnen, die Platte vom Auswandern auflegen et cetera, mir doch bedeutet die kalte Jahreszeit das größte Glück. Nämlich werde ich ab sofort verschont von des Menschen schlimmstem Körperteil: dem Fuß. Schwere Zeiten liegen hinter mir, in denen ich andauernd mit fremder Extremität konfrontiert worden bin. Gelbe Zehen, verwachsene Nägel, schrundige Fersen, blätternder Lack. Hammerzeh, Platt-, Senk- und Spreizfuß. Stolz wie Bolle wird die schlimme Sache in der Gegend umeinanderpräsentiert, anstatt sie dort hin zu stecken, wo sie hineingehört (vgl. Schuh, geschlossener), und als wäre das nicht schlimm genug, muss die Quadratlatsche auch andauernd noch fotografiert werden, weil sie gar so wohlgeraten ist. So sitzt der Mensch schwer atmend im vermeintlich geschützten Raum, will sagen: daheim, wo er sich vor der Podophilie in Sicherheit gebracht hat, sucht Zerstreuung in diesem Internet, und was muss er sehen? Füße im Sand, Füße auf Wiese. Füße in Booten, Himmeln, Flussläufen, Eisbechern, Grilltellern. So viel Gänsehaut kann überhaupt kein Mensch ertragen. Jetzt aber kehrt wieder Ruhe ein in die geplagte Seele. Die kalte Jahreszeit ist der Freund. Und hoffentlich lang genug, um all die scheußlichen Anblicke zu vergessen. 

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