Letzte Woche habe ich mir sehr frivol einen sehr nutzlosen Rucksack ertrödelt. Doch anstatt mich über meinen Kontrollverlust zu ärgern, habe ich ihm salomonisch zugelächelt und den Rucksack auf den vorgesehenen Platz gelegt, nämlich: zu den anderen Rucksäcken. Ich gedenke, mich am Wochenende zu großem Reichtum zu flohmarkten. Weil ich mir das schon sehr lange denke, hat sich vergleichsweise viel Material angesammelt. Also um genau zu sein fand ich erst, dass die drei großen Kisten im Keller, in denen sich Tand befindet, den ich seit 15 Jahren als zu scheußlich zum behalten aber zu wertvoll zum Wegwurf erachte, schon reichlich seien. Für die Vergoldung des Tands wurden schon allerlei Pläne geschmiedet, die leider immer an schlimmen Unwägbarkeiten und übermenschlichen Anstrengungserforderungen (mitten in der Nacht aufstehen, Dinge ins Auto schleppen, umeinanderfahren, unverkaufte Dinge wieder zurücktransportieren) gescheitert sind. Jetzt aber: Heureka! Habemus Hinterhofflohmarkt! Eine geniale Idee! Wir schmeißen einfach allen Trödel aus dem Fenster in den Hof, und dann kommen Menschen, die aufräumen und dafür auch noch Geld bezahlen! Ganz so einfach ist’s freilich nicht. Und so haben wir mannigfaltige Pläne, die es zu realisieren gilt, um nicht nur den schönsten Tag auf Erden zu verleben, sondern den Hundertschaften das Geld nur so aus der Tasche zu magnetisieren. In der Wunschvorstellung lenken sorgfältig im Vierteil verteilte Schnitzeljagdzettel, die Abreißgetränkecoupons beinhalten, sowie diskret auf dem Boden ausgelegte Kreide-Fuß-Spuren die ewig vielen Menschen, die bei unfassbar schönem Wetter hinauf in die unfassbar attraktive Rennweg-Zone pilgern, behutsam zu uns. Wie von Zauberhand finden sie sich im irre schönen weil grünen Karree wieder, wo sie eine entzückende Situation entdecken. Fröhliche Menschen wiegen sich zu glücklicher Musik, von den Bäumen hängen kleine Kuchen und Klamotten, im Konfettidauerregen schweben Tabletts und Getränke mit lustigen Namen heran. Beseelt von so viel Spirit verspürt der Mensch sogleich das zwingende Bedürfnis, auch noch den letzten sauhässlichen Glasuntersetzer erstehen zu müssen und nicht mehr leben zu können ohne genau diese uralte abgewanzte Tasche. Die Kasse klingelt, die Warenreihen lichten sich, jeder ist zufrieden. So das optimale Superziel, unter dessen Prämisse ich den drei Kellerkisten just noch vier große Haufen Dinge, darunter Kunstpelzmäntel, goldene Konsolen und rosa Cowboyhüte und mehr Dinge von unschätzbarem Wert, zugesellt habe. Meine Wohnung ist jetzt praktisch leer. Und ich habe Angst. Nämlichst vor der Alternativvorstellung. Die hat sehr viel mit Wintereinbruch zu tun, mit Regengüssen, mit einem einzigen winzigen Pavillon, unter dem sich 20 Personen, drei Tonnen Trödel, Getränke und Käsekuchen aufpyramiden, bis der Pavillon zusammenbricht, sich alles Wasser auf uns ergießt, und die drei Menschen, die tapfer durch das Viertel schwimmen, nur noch Käsebrei vorfinden und traurige Trödler, denen das Wasser die Haare zu einem erbärmlichen Mittelscheitel onduliert hat. Ihr kommt doch alle, gell? BITTE!
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