Jetzt ist der Oktober grad erst aus dem Ei geschlüpft und ich bin schon schwer genervt von ihm. Dabei kann er ja eigentlich nichts dafür dass jetzt ein jeder Mensch schwärmerisch vom Indian Summer schwafelt, schon klar. Also erstens weil wenn ich aus dem Fenster blick und auch einmal meine Frisur nach draußen halte, muss ich sagen: Es ist schwer zu glauben, doch von Sommer ist grad wirklich gar nichts mehr übrig, stattdessen werden Winterreifen aufgezogen (O bis O, gell!), Heizungen entstaubt und Feuertonnen entz… Ah, Tonnen! Legt sich ja so ein goldgelber Glanz angeblich übers Land, weswegen man hierzulande ruhigen Gewissens vom ins Edelmetall gewandeten Monat sprechen kann anstatt globevertrottelt vom Indian, ich mein: warum in die Ferne schweifen, wenn Kastanie, Wilder Wein und Buchecker liegt so nah? Und schau, Indianer darfst du eh auch lieber nicht mehr sagen, also weißt du jetzt nicht: Ist’s ein Inuit-Sommer oder eher einer von den Apachen oder Cherokee oder doch vielleicht den Sioux, und dann Blamagegefahr weil sagst du „Siuks“ oder „Suh“, weißt du nämlich nicht. Also besser: Goldener Oktober, und alles ist gut. Und ich hab den Faden verloren. Halt nein, Tonne, Gold, Gelb. Übers Nürnberg, weil wir gehen hier von Natur aus eh immer mit der Zeit, legt sich grad auch ein goldener Glanz. Zugegeben der ist eher so golden wie das unten in der Bundesflagge, und in etwa so goldig wie das Schwenken derselben, sprich: gelb, sogar ziemlich neon, aber das passt eh auch wegen der Wettertrübnis, höchstens vielleicht verwechselst du jetzt einmal einen Schulanfänger, aber das wird er dir schon sagen, wenn du ihm das neongelbe Mützel vom Kopferl reißt und tief hineinblickst ins leere Gefäß, das es nun zu füllen gilt mit Unrat. Also die Tonnen mit Unrat, beim Erstklässler kommt freilich nur Schläue hinein. Schön am Neongelb ist auch, dass wenn du immer schon einmal wissen wolltest, wer eigentlich zuständig ist für den Treppenschmutz im Nachbarhaus oder welcher geheimnisvolle Mensch wohnt denn in der Villa mit hoher Mauer außenrum und Stacheldraht und Kamera und leerem Namensschild an der Klingel, dann musst du grad einfach nur ein bisschen umeinanderspazieren und Schildlein lesen auf dem Neongelb, und schon weißt du vieles über deine Gegend. Leider fehlt mir die Zeit für Schlendrian, weil ich muss nämlich Rat- und Rätselhäuser sowie Wertstoffhöfe abklappern und mich mit Gelbersackbevorratern prügeln, bricht doch eine Panik aus: „Wir sind eine vierköpfige Familie und benötigen im Schnitt fünf gelbe Säcke pro Woche, wie soll das gehen mit der kleinen Tonne?“ ist im entsetzten Internet zu lesen, und da muss ich sagen: Ich versteh den Bürger, darf er doch seit Urzeit müllen wie er will, und jetzt erklärt ihm keiner wie es anders geht. Muss ja auch gar nicht sein, weil nächstes Jahr tritt ein Bürgermeisterderherzen auf ein Podium und lobt das Volk für Plastikmüllrückgang. Wie sich der Restmüll in der selben Zeit entwickelt hat, da hat er die Statistik halt grad nicht zur Hand. Goldig, gell?
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