Fragen, mit denen wir uns gemeinsam übers Sommerloch hieven
können: Wer wird neue US-Präsidentin? Wann ist ein Mann ein Mann? Was isst
Markus Söder morgen? Und wer ist eigentlich Giovanni Mozzarella? Wir können das
aber auch sein lassen und uns stattdessen mit der einen wahren, wichtigen Frage
beschäftigen: Warum ist am Ende des Hungers immer noch so viel Grillgut übrig?!
Ja richtig, ich schreibe diesen Text mit einem ausgewachsenen vormittäglichen
Hungergefühl im Bauch. Leider ist im Kühlschrank nichts vorhanden, was dieses
zu stillen vermag. Oder anders: nichts, was auch nur ansatzweise
appetitanregend wirkt. Und das, obwohl der Kühlschrank wortwörtlich zum Bersten
gefüllt ist. Allerdings mit, naja: Resten. Es gibt ersoffenen Krautsalat und aus
der Form geratene Kräuterbutter, kalte Veggiewürste und zu unansehnlichen
Fettklumpen erstarrte Käsetaler, es gibt versteinertes Baguette und Nudelsalat
(geschüttelt, nicht gerührt), der mich mit milchigen Augen dämlich anglotzt wie
Karpfen im Aquarium, nebst phasengetrennter mediterraner Aufstriche, außerdem
übermäßig sonnengereiftes bzw. vorgekochtes Gemüse sowie eine tonnenschwere
Wassermelone unbekannter Herkunft, nicht zu vergessen eine extra große Flasche
Curryketchup (der echte, von Hela), eine XXL-Tube Senf (extrascharf) und,
natürlich, das Dreigestirn des Grillabends: Cocktail-, Knoblauch- und
Curry-Sauce. Die verschiedenen Getränke (Bieri diversi sowie gemischtes aus der
Limo-Theke) mal ganz außen vor gelassen … Wie konnte das passieren? „Wir
grillen, aber nur ganz rustikal!“ heißt meistens die Parole, und damit ist
gemeint: Bitte mach dir keine Arbeit, aber erwarte auch nicht, dass ich mir
welche mache. Sich bodentief durchbiegende Tafeln mit allerlei Salaten, Dips
und Mariniertem – nicht mit mir, denn schließlich ist die Zeit stets knapp. Der
Schlachtruf lautet „Männergrillen!“, und damit ist klar: Fleisch und Bier,
fertig. So war das zumindest mal. Mittlerweile ist aus der präzisen Anordnung
eine schwammige Angelegenheit aus Abstinenz, Fleischverdruss und Intoleranzen
geworden, weswegen jeder aufgerufen ist, sich selbst zu versorgen – und zwar
NUR sich selbst! Doch wenn fünf Personen mit Hunger einkaufen, erwerben sie
Lebensmittel für zehn, und weil „da hab ich gedacht dass ich das mal mitbring
für alle zum Probieren“ und „davon hab ich paar mehr eingekauft falls das auch
jemand mag“ und weil „ich kann bei der Hitze nicht mehr essen als ein halbes
Würstel und einen Melonenschnitz“ passiert eben, was passieren muss: der große
Überfluss, der jetzt meinen Kühlschrank verstopft sowie vermutlich den vieler
anderer ebenfalls. Hunger? Hab ich jetzt eigentlich keinen mehr. Ist eh viel zu
heiß.
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