Bardentreffen, Klassik im Park, Hiphop-Party, Love Parade und Jazz Openair: Es ist ganz klar eine der Hauptzutaten eines gelungenen Sommercocktails, möglichst viele musikalische Veranstaltungen unter freiem Himmel zu besuchen. Und dabei ist es uns meistens ein bisschen egal, ob es aus diesem Himmel grade blitzt und donnert oder afrikanische Gluthitze auf unsere mitteleuropäischen Bleichköpfe knallt. Tanzen im Freien, laute Musik ohne begrenzende Wände – es liegt so ein ganz besonderer Zauber, dieses ganz bestimmte Freiheitsgefühl darin, sich von heißen Rhythmen, sanften Gesängen oder orchestralem Pomp umarmen und hinforttragen zu lassen, eingebettet in die Lieblingsklänge den Kopf in den Urlaub zu träumen und sich vom Bass massieren zu lassen, während der Augustschweiß das Galaoutfit durchnässt und am Firmament die Sternschnuppen kreuzen. Aus diesen Gründen freue ich mich außerordentlich, direkt vor meiner Haustür und damit auch vor allen geöffneten wie geschlossenen Fenstern mein eigenes Schlager- und Oldie-Festival veranstaltet zu wissen. Start: 7 Uhr, Ende gegen 17 Uhr, Eintritt frei, Getränke gerne von zu Hause mitbringen oder direkt vom Küchenfenster aus genießen – so in etwa lauten die außerordentlich lockeren Rahmenbedingungen, und weil’s gar so schön ist, steigt die Party nicht nur wie die sonst üblichen Amateur-Veranstaltungen am Wochenende über ein bis zwei Tage, sondern ist als rauschendes Fest der Musik vor einigen Wochen gestartet und bislang kein Ende in Sicht. Initiator des Events ist ein Bauträger namhafter Größe der Region, dessen exzellente DJs sich tagein, tagaus darum bemühen, die Anwohnerschaft mit phänomenaler Gute-Laune-Mukke für die Baulärmstrapazen der letzten Monate zu entschädigen. SCHEIß DRAUF, MALLORCA IST NUR EINMAL IM JAHR!, AMOI SEG’MA UNS WIEDA, VERDAMMT ICH LIEB DICH oder ANTON AUS TIROL – nach tagelangem Schlagermove sind wir neulich gemeinsam im Best of Oldie-Radio angekommen, das dem schnöden Alltag einen ganz vorzüglichen Soundtrack verleiht. „Girls just wanna have fun“ lautet dann die Begleitmelodie zum Müll runtertragen, „No milk today, my love has gone away“ läutet den Weg zum lästigen Einkauf ein. „Hold the line“ singt es zur Heimkehr nach Prosecco-Frühstück, und lieber „Moonlight Shadow“ als gar kein Schatten. Ich freue mich über diese akustische Kulisse, muss aber zugeben, dass sie im Vergleich zur Dachdecker-Truppe im letzten Jahr eher enttäuschend ist: Bei der in der Musikauswahl federführenden Person muss es sich um einen jungen Vater gehandelt haben, der von Sehnsucht verzehrt oder Ohrwürmern durchbohrt oder beides war. Tagelang brüllten hier „EINS ZWEI DREI IM SAUSESCHRITT“, „ARAMSAMSAM, ARAMSAMSAM“, „FÜNF KLEINE FISCHE, DIE SCHWAMMEN IM MEER“ und andere Evergreens des Kinderliedguts von den Dächern.
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