Zwei rundliche Personen versuchen, mittels zu Leitersprossen umgewidmeten Schnellspanngurten einen Baum zu erklimmen. Sie scheitern aus den gleichen Gründen, aus denen sie sich später auf dem Boden wälzen und auf ihren kugelrunden Bäuchen wippen. Auch das geht eher daneben, ist jedoch ein heiterer Spaß, denn schließlich befinden wir uns bei … „Hott oder Schrott, die Allestester“, sprach ich ehrfürchtig zum Mann, „da könnte ich sehr gut auch mitmachen“, und er schenkte mir einen (als Augenverdrehen chiffrierten, doch für Eingeweihte und Kenner eindeutigen) liebevollen Blick: „Ja, mein Schatz. Das könntest du“, du ließ den liebevollen Blick schweifen über die zerklüftete Landschaft aus meterhohen Kartonagen, bodenbedeckenden Gebrauchsanleitungen, nachlässig sortierten Stapeln und markierten Katalogseiten. Doch ich erkenne einen Affront, wo einer versteckt ist, und wusste sogleich ein stets vorbereitest Plädoyer zu halten. „Nicht schuldig!“, selbstverständlich, sondern hilf- und wehrloses Opfer der Umstände – das bin ich! Wir erinnern uns: die „orthopädische Befindlichkeit“, die ich vor satten 9 Wochen rapportierte, sich um Genfer Konvention nicht scherte und mich mit Schlafentzug folterte, hatte ihren Ursprung im rechten Schlüsselbein, das welches zum Zerbersten nur einer unachtsamen Sekunde bedurfte, zum Heilen jedoch – naja. Welch zentrale Rolle dieses bislang von mir höchstens in erotischen Zusammenhängen beachtete Knöchlein so gesamtkörperlich betrachtet spielt, wurde mit in den letzten Wochen schmerzlich bewusst. Und während die Menschheit hier einen auf Sommer, Sonne, Kaktus macht, bin ich qua Orthese zum kompakten Rollbraten verschnürt zum Schmoren im eigenen Saft gezwungen. Freibad, Festival, Radlausflug? Mhm nee danke, ich bleib „lieber“ daheim. In Ermangelung jeglicher kultureller wie sozialer Stimuli habe ich ein Kompensationsinstrument entdeckt, das mir bislang völlig fremd war – und heut mein bester Freund ist: hirnloses Internet-Shopping. Ihr hängt im Freibad rum? Ok cool, ich auf Idealo. Ihr geht in den Biergarten? Prima, ich geh online. Der Wetterochs kündet perfektes Ausflugswetter? Mag schon sein, doch der Algorithmus hat für mich andere Pläne, denn mir ist fad und das viele Krankengeld gibt sich auch nicht von alleine aus. Auf diese Weise bin ich jüngst u.a. Besitzerin eines Wespen-Wedlers geworden, der besonders gut im Innenraum nicht funktioniert, einer Strandmatte mit Lehne, die ich alleine nicht aufbauen kann, wiederverwendbarer Wasserbomben, die einen kreischenden Kinderhaufen sehr glücklich und mich pudelnass gemacht haben, sowie eines Handventilators, den ein regionaler Influencer kurz in eine Kamera gehalten hat. Wegen der 27 Paar Luxus-Sneaker droht jedoch bald Ärger: Eine horrende Rechnung möchte bezahlt werden, derweil ich die Schuhe seit vier Wochen noch nichtmal anprobiert habe … Kontrolle übers Leben verloren? Iwo. „Schuld war nur das Schlüsselbe-hein, das war schuld daran!“
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