Freitag, 15. August 2025

Sommer Fast Forward

Schönen guten Morgen zusammen. Es ist 8 Uhr 43, und ich habe mein Tagwerk im Prinzip vollbracht – wenn man vom Schreiben einer gewissen Kolumne absieht. Aber Schwamm drüber, hierzu kann ich mir auch später noch Gedanken machen. Als fleißige Hausfrau habe ich den dazugehörigen Halt mal eben schnell im Halbschlaf erledigt, denn ich bin im Morgengrauen nachgerade aus dem Bett geschnalzt, als eine mir nicht gleich bekannte Stimme mich angeschrien hat: „WIR HABEN DOCH KEINE ZEIT!“ Richtig, hab ich mich erinnert, keine Zeit. Weil völlig unerwartet finden wir uns in etwas wieder, das wir in den letzten Wochen, als wir uns mit Wärmflasche auf dem Kanapee eingekuschelt hatten, während Regenschirme, Hosen und Socken in der Wohnung verteilt versuchten, sich von ständiger Beregnung zu erholen. „Es riecht nach Herbst!“, schrieb mir eins kürzlich am Morgen. „Das war’s, der Sommer ist vorbei. Ich weine.“ UNSINN, hab ich mir da gedacht, der Sommer geht jetzt erst richtig los – nur, und das muss man ihm bei aller Liebe schon auch einmal kritisch mitteilen dürfen, hat er’s vielleicht doch bisschen zu locker angehen lassen. Und damit bringt er uns jetzt in eine feine Bredouille. Weil der Sommer gar so lang getrödelt hat, haben wir jetzt den Nudelsalat – und müssen alles, was die jahreszeittypische ToDo-Liste so bereithält, in Hyperduperüberschallgeschwindigkeit nachholen. „Schreibt Prioritäten-Listen, startet Doodles, kalkuliert irgendwas mit Excel. Aber BEEILT EUCH!“ möchte ich seit ein paar Tagen meinem kompletten Bekanntenkreis zurufen und am besten gleich eine kuratierte Auswahl möglicher Aktivitäten anreichen: In einem Fluss baden und auf einem anderen mit dem Schlauchboot paddeln. Die gesammelten „37x Grillen ohne Bratwürste und Wammerl“-Rezepte ausprobieren. Bräsig im Garten herumliegen. Im Gartenhaus übernachten. Wassermelone essen. Ins Freiluftkino gehen. Morgens an den See fahren und erst abends wieder zurück. Leicht bekleidet in allen innerstädtischen Brunnen planschen. Dubiose Sommergetränke testen. Fahrradtouren machen. Wassermelone essen. Hängematte dabeihaben und überall aufspannen. Spaghettieis zum Abendessen. Unter freiem Himmel tanzen. Biergärten mit Kastanienschatten auskundschaften. Eselswandern. Tretboot fahren. Wassermelone essen. Durch den Rasensprenger fliegen. Ein Bett auf dem Balkon bauen. Einen Fächer dabeihaben. Nach Sonnencreme duften. Nach Autan stinken. Wassermelone essen … Und das alles in drei, vier Wochen?! Puh, da wird mir gleich ein bisschen schwindlig. Was hilft? Genau: Tun, was eine Frau tun muss. Und deswegen ist jetzt auch keine Zeit mehr, denn ich .. Was? Ich kann euch nicht hören. Das Schwimmbad ruft so laut nach mir. Tschüssi!

Freitag, 8. August 2025

Dr. Osophila

 

Juhu, endlich Sommerferien! Na gut, für mich eigentlich nicht, aber nachdem diese Phase zu den besseren bis besten Erinnerungen an meine Schulzeit gehört, freu ich mich einfach weiter drüber. Ebenfalls in sehr guter Erinnerung geblieben ist mir der Bio-LK. Hier habe ich viel gelernt, was mich heute noch freut – man könnte auch sagen, hier habe ich einen nicht zu kleinen Teil unnützen Wissens angehäuft, mit dem ich im Smalltalk und bei Tisch brilliere. Dazu gehört neben kluger Schlagworte wie „Parthenogenese“ oder „Klinefelter-Syndrom“ auch „Drosophila“ – wobei es sich nicht um einen reüssierenden Mädchennamen aus der Antike handelt, sondern um eine lautliche Wohltat für ganz und gar garstige Wesen. Diese sind winzigklein, blicken einen bei mikroskopischer Betrachtung aus furchterregend roten Teufelsaugen an und entzücken die Forschung seit Äonen wegen irgendwas im Genpool. Was genau, erinnere ich nicht mehr, aber vermutlich ist es gerade dieser Wissensnebel, der mir in höchstem Maße Sorgen bereitet. „Ich mach mir große Sorgen um die Küchensituation“, hab ich dem Mann neulich gestanden. Seine Antwort wurde von einem vielstimmigen Sirren davongetragen, derweil ich einer Szene beiwohnte, die mich frappierend an biblische Plagen und umherziehende Schwärme Myriaden gefräßiger Heuschrecken erinnerte, hinter dessen schwärmendem und zuckendem Vorhang ich irgendwo den Mann vermutete. Grund für die alttestamentarische Erschütterung war mein Leichtsinn, der mich naiv den Deckel zum Biomüll hatte öffnen lassen und damit einen Vulkanausbruch auslöste: Apfelgriebs hinein, eine Fantastilliarde Fruchtfliegen hinaus. Doch das war nicht mein Problem. „Weißt du, ich trau mich nicht mehr, eine Falle zu installieren, weil mich beunruhigt das Verhalten, das die bei den Fliegen auslöst.“ Während nämlich manche (dumme) Individuen sich kopflos und gierig in die Suppe aus Apfelessig und Spüli stürzte, um dort die ewige Ruhe zu finden, setzte sich ein anderer Teil frivol an den Rand des Swimmingpools, baumelte mit den Beinen und zeigte mir die lange Nase. „Ich habe Sorge, hier irgendeine problematische Form natürlicher Auslese zu betreiben und im Begriff zu sein, eine Art Superfliege zu züchten“, führte ich meine Bedenken weiter aus. 100 Eier täglich legt so eine Fliegenfrau, fertig ist die Brut zehn Tage später. Wenn die von Generation zu Generation, Darwin lässt grüßen, schlauer, größer, stärker werden, welches Unglück bringe ich dann grade über die Menschheit? Werde ich dereinst über ein von mir geschaffenes Heer hochintelligenter Riesenfliegen herrschen? Gehe ich ein in die Historie als Dr. Osophila, Herrin der Fruchtfliegen, die ihre Schwärme dorthin schickt, wo mal wieder richtig aufgeräumt gehört? So gesehen find ich den Gedanken nicht mehr ganz so furchterregend. Ich geh mal Apfelessig kaufen.

Freitag, 1. August 2025

42

 

Wie wir wissen, lautet die Antwort auf fast alles: 42. Und ich bin jetzt an einem Punkt in meinem Leben angekommen, an dem ich das endlich verstehe. 42 müsste die Antwort sein, vielleicht auch 41 oder 43, aber so um den Dreh stimmt es – für mich jedenfalls. „Meine Güte, haben Sie schlechte Augen!“ hat mir jetzt ein charmanter älterer Herr mit weißem Gewand und gelben Haaren beschieden und dabei mit seinem Finger in verschiedenen Entfernungen vor meinem unbebrillten Gesicht herumgewedelt. Auf dem Finger klebte eine Art hautfarbenes Pflasterchen, in dessen Mitte sich eine winzige Nadel befand – angeblich, weil gesehen hab ich sie nicht. Es könnte also sein, dass es sich bei den Akupunkturpflastern, die ich seitdem auf dem Rücken kleben habe, um nichts weiter als ein Placebo handelt. Ich werde es nie herausfinden, und so bleibt mir nur, zu vertrauen. Aber ich hatte ja lang genug Zeit, zu lernen: Wenn die Person in Weiß was sagt, hat es gewöhnlich irgendeine Richtigkeit. Ich verlasse mich also auf Erfahrung, und wenn ich’s mir recht überlege, mache ich genau das im Alltag ziemlich oft. Also zumindest immer dann, wenn ich keine Brille aufhabe. Das ist wie bei vermutlich vielen Brillentragenden bei der Morgen- und Abendtoilette der Fall – also das, wobei man sich allerlei für den Tag unverzichtbare Mittelchen und Wässerchen und Sälblein ins Gesicht packt oder von diesem wieder abwäscht. „Ich glaube“, habe ich zwischen zwei Spülgängen dem Mann entgegengegurgelt, „die ganze erste Lebenshälfte ist nur dafür da, bestimmte Handgriffe und Routinen des täglichen Bedarfs derart einzuschleifen, dass man sie in der zweiten Lebenshälfte auch blind erledigen kann“, hab ich gesagt und dabei Wasser aus dem Hahn dorthin laufen lassen, wo ich die Öffnung einer Flasche vermutet hab … Tja, es ist, wie es ist: In den letzten zwei, drei Jahren hat sich da eine gewisse, nicht mehr von der Hand zu weisende Verschlechterung im Nahsichtbereich zugetragen, um ehrlich zu sein auch im Weitsichtbereich, und so gibt es Situationen, durch die ich eher auf Verdacht segle als wirklich zu wissen, was ich grade tue. Wasser warm/ kalt, Zahnpasta auf das Bürstel, Hände eincremen – das funktioniert freilich reibungslos. Was mich eher wundert, ist, wie man (ich) es fertigbringe, ein komplettes Tagesmakeup im absoluten Blindflug aufzutragen. Es ist wie bei „1, 2 oder 3“: Ob alle Farbe richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht. Bzw. die Brille auf der Nase sitzt – und ein hübsch bemaltes Antlitz zeigt oder eine fein verschmierte Joker-Fratze … Nach dem Prinzip schreib ich übrigens auch Kolumnen.

 

Freitag, 25. Juli 2025

Zucchini-Überschwemmung

 

Ich war mal auf einer Reha. Das ist sowas wie Schullandheim, nur anders. Man wird den ganzen Tag bespaßt, latscht mehr oder minder freiwillig irgendwo draußen herum, hängt ab und für Essen ist stets gesorgt. Entweder im ersten Schullandheim (Weißenbrunn!) oder im ersten Skilager (Wildschönau) hab ich eine Goldene Regel gelernt: Wenn du in Massenunterkünften mit einer Großküche bist, halte dich fern von Fleischgerichten. Das hat mich vor vielen unappetitlichen Überraschungen bewahrt, doch im Falle der Reha hätte ich mir diese nach einiger Zeit sehnsüchtig gewünscht. Während alle anderen Gäste Tag für Tag mit kulinarischer Abwechslung bekocht wurden, gab es für mich tagein, tagaus das Gleiche: Variationen von Zucchini und Karotten. Die hatten nämlich grade Hochsaison, und die sonst recht bayerisch-fleischige Küche wusste sich offenbar nicht anders zu helfen, als das Gemüse zu raspeln, in Teig einzuwickeln oder darunter zu mischen und alles mit Käse oder Tomatensoße zu dekorieren. Sagen wir mal so: Meine vegetarischen Mistreiter und ich haben sehr viel (hysterisch) gelacht in diesen vier Wochen und uns zum Abschied ein Zucchini-Kochbuch geschenkt. Genau das brauche ich jetzt. Denn in meiner dritten Saison als Garten-Bestellerin bin ich gerade dabei, das sonst so leichthin dahergesagte Wort „Zucchini-Überschwemmung“ in seiner Gänze zu begreifen. „Nicht so viele Zucchini-Pflanzen!“, hatte ich meinen Mitgartelnden noch zugerufen, „darin ersäuft man doch bekanntlich im Sommer!“ und die Co-Worker haben mich schief angeschaut. „Hä, wir liiiiiieeeeeeeeben Zucchini! Wir könnten je-den Tag Zucchini essen!“ und steckten daraufhin drei unschuldige Pflänzlein in eine Erde, nebst vieler weiterer Pflanzen. Diese gedeihen spärlich: Der Kohlrabi fiel einer Schneckenherde zum Opfer, der Sellerie der Ungeduld, der Basilikum hat den Behauptungskampf gegen den Salat gewonnen und der Romanesco sich, einmal kurz nicht hingeschaut, in einen blühenden Strauß verwandelt. Abgesehen vom Gewächshaus, in dem die Tomaten einen urzeitlichen Urwald bilden, sprießt und gedeiht – wer? Richtig, drei prächtige Zucchini-Bäume, die sich wie gefräßige Schlingpflanzen um alles winden, was greifbar ist und oberschenkeldicke Früchte bilden. Und während die Zucchini-Freude anfangs groß war, lässt die Begeisterung nach mehreren Wochen relativ einseitiger Ernährung empfindlich nach: Pasta mit Zucchini gebraten, Pasta mit Zucchini-Creme, Zucchini-Lasagne, Zucchini gefüllt und sogar ein Zucchini-Kuchen – mir steht’s bis hier. Wer also Rezeptvorschläge hat, her damit! Wer Zucchini möchte – gerne. Ich brat mir jetzt erstmal ein dickes Steak.

Freitag, 18. Juli 2025

Auch ein Eis!

 

Diese Woche hatte ich einen Flirt. Der ist mir in besonderer Erinnerung geblieben, nicht weil das wie böse Zungen behaupten im gesetzten Alter nur noch spärlich vorkommt. Sondern wegen seines Ausgangs. Die Sonne schien, ein gleich losbrechendes Gewitter war nur wenig mehr als eine krude Vorahnung, ich hatte Zeit und mischte mich unauffällig unter die Touristenschar, um mit Turnschuhen und Rucksack durch die weltschönste aller mittelalterlichen Gassen zu flanieren und ah und oh zu machen. Da kam mir ein junger Mann entgegen, der, das war deutlich zu erkennen, mich schon aus weiter Entfernung fixierte und tief in meine Augen sah, um mir im Vorbeigehen begehrliche Blicke zuzuwerfen. Ich lächelte, freute mich des Lebens und ging meiner Wege. Nur Sekunden später ertönte hinter mir ein tosendes Gebrüll, und als ich mich umsah, warf sich ebenjener junge Mann verzweifelt von links nach rechts, tobte auf dem Gassenboden und sorgte für ein rechts Gewese. Ich freute mich und setzte meinen Weg unbeeindruckt fort, während hinter mir das Geschrei immer lauter tönte: „MAMAPAPA ICH WILL AUCH EIN EI-HEI-HEI-HEI-HEEEEEEEIS!!“ Denn in Wahrheit war es natürlich nicht ich, die der Knabe mit seinen Augen verschlungen hatte, sondern die Waffel mit der fürstlichen Kugel Eis darin, die ich mir kurz zuvor gegönnt hatte. „Haha“, hab ich in mich reingegrinst, vielleicht auch ein bisschen aus mir raus. „Ich hab mir einfach ein Eis gekauft, superunvernünftig auf fast nüchternen Magen vor dem Mittagessen, und wahrscheinlich ist mir gleich ziemlich oll, aber es musste sein, weil’s grad so schön gepasst hat in dieser schönen Eisgerbergasse und weil ich Lust hatte – und weil ich’s KANN!“ Tu felix Erwachsenenleben! Jaa, es gibt Sachen, die nerven gewaltig (Einkaufen, Steuererklärung, Vorsorgeuntersuchungen). Aber es gibt vor allem auch Sachen, die einfach nur wundervoll sind. Allem voran, dass ich mein eigenes Geld habe und das ganz nach gusto ausgeben kann, wann und wie es mir gerade passt – zumindest weitestgehend (Einkaufen, Steuer, Vorsorgeuntersuchungen) und ich in lebenswichtigen Entscheidungen und Notwendigkeiten meine Eltern nur noch einbeziehe, wenn ich möchte, und nicht, weil ich von ihnen abhängig bin. Man stelle sich das als erwachsener Mensch nur mal vor, man bedürfe für die Erfüllung eines jeden Wunsches und Bedürfnisses erst den elterlichen Segen! „Mamapapa, ich bräuchte neue Turnschuhe.“ – „Iwo, Kind, da kleben wir Gaffa drauf und dann gehen die noch.“ Oder „Papapapa ich brauch Geld fürs Geschäftsessen heute!“ – „Ich habe dir doch gestern erst zwei Euro gegeben. Mach dir eine Stulle!“ oder „Mamamama ich möchte heiraten!“ – „Also wirklich, Kind, nur weil die anderen das jetzt machen heißt das doch nicht, dass du das auch machen musst. Du bist auch so besonders!“ Nein, die Zeiten sind zum Glück vorbei. Noch ein Eis jemand?

Freitag, 11. Juli 2025

Yoga im Park

 

Ich komm grade von einer Veranstaltung im Park. Festivalfreunden werden hier sogleich die Ohren aufgehen: Rock, Hiphop, schön auf einer Insel? Weit gefehlt, also um genau zu sein: diametral gefehlt. Im Gegensatz zu gängigen Events auf Grünflächen handelte es sich in diesem Fall um eine ausgesprochen leise Variante, und mit fünf Teilnehmenden war das Ganze auch nicht direkt so gut besucht wie gängige Park-Veranstaltungen. Dafür hat es bloß drei Euro gekostet und nicht wie der große Bruder am Dutzendteich 500 Euro (250 Euro Ticket + 200 Euro Getränke + 50 Euro Speisen zweifelhafter Qualität) und auch nur 90 Minuten gedauert (sonst: zwei Tage Vorbereitung, drei Tage Festival, je nach Alter und Trainingszustand ein bis sieben Tage Rekonvaleszenz) und keine größeren Opfer (Geldbeutel, Gesundheit, Beziehung) gefordert außer dass ich recht gefröstelt hab und dann auch noch nasse Füße bekommen. Dafür kann ich jetzt sehr gut Bauch-, Brust- und Wechselatmung und hab mich mal wieder unter meinesgleichen getummelt (Frauen ü40, die mal „was Neues ausprobieren“ möchten). Ich hatte mir also gedacht: Probier doch mal was Neues aus!, und mich für einen „Spaziergang mit Yoga-Atemtechniken“, der zu meiner großen Freude vom Seniorenzentrum ausgerufen worden war (meinesgleichen), wo sich bekanntermaßen nicht nur Menschen meiner Haarfarbe tummeln, sondern auch solche zu erwarten sind, die in einer ähnlichen Konditionsklasse wie ich spielen und mich nicht in den sonst üblichen Konkurrenzdruck mit den gängigen Yoga-Powergirls in Uniform (weiße Tennissocken, schwarze Leggins, dorthineingestopftes lässiges Oberteil, aus dem ironische Tattoos blitzen, Goldschmuck, Knödel auf dem Kopf und irgendwo irgendwas mit Leo-Print) zu setzen drohte. „Heiterkeit, Lachen und viel Bewegung an der frischen Luft“ wurden mir versprochen und lediglich bequeme Kleidung vorausgesetzt – und hey, wenn ich eins kann, dann „bequem gekleidet“. Also bin ich in der weltbequemsten Klamotte (leider nicht der weltwärmsten) in den Park geschlurft, um mich dort einer Gruppe gleichaltriger Damen zwischen 60 und 80 Jahren anzuschließen, die bereits nach den ersten 100 Meter „gehen und ein- sowie ausatmen“ (ein häufiges Kommando, das den altbekannten Blondinenwitz ad absurdum führt) erste Ausfallerscheinungen zu beklagen hatte und eine der Damen wegen akuten Schwindels auf eine Bank niederstreckte … Ich habe mich also gestreckt und gedreht, meine Verdauung angeregt und mein Bewusstsein erweitert und sehr viel geatmet. Die gute staubige Baustellenluft tief ein und den lieblichen Gartenpflegearbeitslärm tieeeef wieder aus. Heitre war ich auch, und womöglich ist mir mal ein kleines Lachen durchgerutscht. Jetzt bin ich sehr entspannt. Und zum Glück nicht von einem bis sieben Tagen Kater bedroht.

Freitag, 4. Juli 2025

Mehr Omelette als Mensch

 

Zustandsbeshcvipvfäd … Huch. Entschuldigt bitte, aber ich bin grade auf meiner Tastatur abgerutscht, ganz ähnlich irgendwie wie damals, als ich in der fünften Klasse zum ersten Mal bei der Talent Night auftreten sollte und vor Aufregung so geschwitzt habe, dass ich dauernd von den Gitarrensaiten abgerutscht bin, dabei saß doch in der ersten Reihe mein großer Schwarm und … naja. Also: schwitzen, genau. Zustandsbeschreibung: Es ist Mittwoch, 2. Juli, 12 Uhr 26. Vor meinem Fenster ist ein savannenbraungerösteter Glutofen, drinnen sitzt ein Omelette am Schreibtisch und versucht, irgendwo im blubbernden Eintopf unter der Schädeldecke einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen. Hab ich „Decke“ geschrieben? Pfui Deifi, kein Mensch braucht eine Decke, höchstens in kaltes Wasser getauchte leichte Leinen- oder Baumwollware. Im Nacken hab ich einen kalten Waschlappen, auf den Beinen die zur Kühlflasche umfunktionierte Wärmi und über meinen Wasserhaushalt hab ich den Überblick und womöglich auch die Kontrolle verloren wie über meine restlichen Körperfunktionen auch. Manchmal, wenn ich denke, drin ist’s mir zu warm, geh ich kurz auf den Balkon, um nach dem Schock der dort herrschenden 39° schnell wieder in die angenehme Frische der 26° Innentemperatur zu flüchten. Dass ich als echte Südländerin durchgehe (weißblondes Haar, blaue Augen, Alabaster-Haut), erkennt man derzeit gut an meinem Tagesrhythmus: spätabends putzmunter, morgens irgendwie auch, und tagsüber rette ich mich von einer Siesta zur nächsten, die ich nur ungern unterbreche zur Aufnahme von sogenannter Nahrung (Wasser, Gurke, Wassermelone). Die Siesta kann ich absolut beliebig an beinahe jedem Ort und Unort abhalten und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich unsanft geweckt werde vom Sicherheitsdienst eines Supermarktes, wo ich mich erschöpft und willenlos zwischen Mozzarella und Kefir ins Kühlregal in einen tiefen Schlaf werde fallengelassen haben … „Erinnerst du dich an dieses Level aus Super Mario 3, in dem die Sonne versucht dich zu töten? Dieser Tag ist heute!“ whatsappte mir heut ein Freund, und das ist ja im Prinzip das gleiche wie der Satz, den Friedrich Nietzsche 1887 seinem Kumpel schrieb: „Lieber Freund! Was für ein Sommer! Ich denke Sie mir im Zimmer sitzend, mehr Omelette als Mensch!“ … Wer Zweifel hat am unglaublichen Nutzen von Bäumen in der Stadt ist herzlich eingeladen, mich zu besuchen und den Unterschied zwischen Südseite (verdorrte Welt, schmelzende Straßen, Mad Max) und Nordseite (kühler Baumschatten, frische Luft, Ronja Räubertochter) zu fühlen. Insofern: Kümmert euch um die Bäume – und um alle anderen, die das selbst nicht so gut können, auch! Puh, war das jetzt ein anstrengendes Denken. Ich glaub, ich muss sofort wieder schlafbmrööööö …