Freitag, 8. Februar 2019

Handtuch(re)anmination

Neues vom Pubertier! … Moment … Grad muss ich erst einmal geschwind ein bisschen in eine Papiertüte atmen, komm ich doch frisch aus der Höhle des Löwchens. Haha „frisch“. Frische ist das, was aus einem Kompostmülleimer herausduftet, wenn man zuletzt in der Kindeshöhle hat atmen müssen. Warum gehst jetzt du da hinein in das Zimmer, fragt ihr euch, und die ganz braven handlettern mit dem pädagogischen Zeigefinger das Wort „Privatsphäre“ in die Luft vor meinem Gesicht. Und da muss ich sagen, ich tät da nicht freiwillig hineingegangen sein, wenn ich nicht genau wüsste, dass bei der nächsten Eröffnung der Höhlentüre alle Pflanzen im Umkreis von 20 Metern den sofortigen Selbstmord begehen würden, mich eingeschlossen, und deswegen hab ich schnell hineinspurteln müssen und ein Fenster öffnen und wieder hinausspurteln. Aus dem tränenden Augenwinkel hab ich sehen dürfen, dass meine Annahme mit den Pflanzen gar nicht so verkehrt ist, denn während die Amaryllis im Wohnzimmer sich reckt und streckt und meterhohe Fröhlichkeit verkündet, versucht der Art- und Altersgenosse in der Raubtierhöhle sein Bestes, um ja nicht weiter hinauswachsen zu müssen aus dem Mulch, sondern kopfüber auf bessere Zeiten zu warten. Viel Erfolg, sag ich da, und muss beichten, dass ich doch noch einen Handgriff hab erledigen müssen. Denn mitten unter allem, was eine 15-… „FAST 16, EY!“ … pardon, Fastsechzehnjährige so braucht, hab ich ohne genauer hinschauen zu wollen ein schwaches Zucken wahrgenommen. Nanu, denkst du, welche Pausenbrotdose hat denn hier ein Eigenleben entwickelt, und dann hör ichs wimmern: „Hilfe …“ ganz unten unterm Haufen hervor „… hilfe, so hilf mir doch einer!“ Hab ich geschaut und alsgleich erkannt: Hier muss gerettet werden, und mich heldenmütig gleich dem veterinärmedizinischen Landarzt bis zur Schulter mit dem Arm in den Haufen hineingebohrt. Ja, das war auch für mich nicht schön, doch der Einsatz hat sich gelohnt. Denn zu fassen bekommen hab ich einen kleinen grauen Zipfel, der ist dann immer größer geworden und hat sich mir glücklich ans Bein geworfen. Weil das war dann vermutlich so, dass Mademoiselle nach der Körperpflege irgendeinen Denkvorgang ähnlich kompliziert wie der Zitronensäurezyklus vollzogen hat, an dessen Ende stand, dass so ein patschendnasses Handtuch am besten trocknet und lange frisch bleibt, wenn man es kompakt zusammenknüllt und unter meterhoher Textilschicht verbirgt. Ich bin da eher altmodisch und hab darum das Handtuch über einen Stuhl gehängt. Und eine Erkenntnis erlitten: Ich bin meine Mutter. Am liebsten nämlich hätt ich das Handtuch schön aufs Bett ihrer Ladyschaft geschmissen, auf dass es dort ein klammes Klima erzeuge, um ansonsten sämtliche anderen Handtücher in einem Tresor zu verschließen und den zu vergraben, damit das Pubertier so lange im schimmelnden Gatschhandtuch verbleiben muss, bis sich ein Erleuchtungs- und Lerneffekt einstellt. Nicht dass meine Mutter sowas je gemacht hätte. Aber gedacht, bin ich mir sicher, hat sie sich das ziemlich oft. Raus! Unnützes Wissen zum Wochenende: Die Gemeine Stinkmorchel trägt den Namen „Phallus impudicus“; das bedeutet: unzüchtiger Penis.

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