Freitag, 14. Januar 2022

Schachterldeifi

 Heute, Kinder, wird’s was geben! Heute werden wir uns freuen! Also – hoffentlich! Ganz sicher bin ich mir da final noch nicht, weil während ich noch lässig auf dem Kanapee kontempliert und zu ergründen versucht hab, was es mit diesem „Weihnachtsstimmung“ eigentlich auf sich hat, von dem zuletzt oft gesprochen worden ist (vor allem vom Ausbleiben derselben), hat sich der Advent hinter meinem Rücken heimlich davongeschlichen, um gestern etwas unerwartet vor mir aus einer Schachtel zu springen und mir einen Mordsschreck einzujagen. „ÜBERASCHUNG!“, hat er geschrien und mit sehr vielen Glöckchen sehr laut und aufgeregt vor meiner Nase gebimmelt, derweil er mit der zweiten Hand drei Räuchermännchen entzündet, mit der dritten Kerzen in Tannengrün und Nelken in Orangen gesteckt hat, während eine vierte den Sendersuchlauf des Radios aktiviert und die „Best of Christmassongs“-Playlist gewählt und der Advent dazu fröhlich „FROHE WEIHNACHTEN JETZT!“ gebrüllt hat. Diesem Spektakel konnte ich noch weitestgehend unbeteiligt beiwohnen, doch als mirnichts, dirnichts über mir ein Sack ausgeschüttet worden ist, aus dem nebst einem mordsverknoteten Lichterkettenknäuel und einem zu Kränzen gewundenes Tau aus Ringelbändern auch noch schillerndes Konfetti aus unzähligen To-Do-Listen auf mich herabgeregnet ist, hab ich dann doch einmal angefangen, mich zu wundern. Und spätestens dann, als aus der Küche ein Pfiff erklungen und kurz darauf das „Bayerische Kochbuch“ an meine Stirn geworfen worden ist, hab ich selbige in tiefe Runzeln legen und einmal tief seufzen müssen. Und meine Superpower aktivieren: In der Folge habe ich gleichzeitig ein Dreigängemenü komponiert und die Zutaten für zwei weitere herbeigezaubert, habe aus „Wir schenken uns dieses Jahr nichts!“ einen prallgefüllten Gabentisch voller Liebe, Einfallsreichtum, Zeit und vielleicht dem ein oder anderen Seitenhieb gedrechselt, habe die reinigende Wirkung eines anstehenden Schwiegermutterbesuchs auf meine Wohnung bestaunt und zwischendurch im wegen der Selfcare eingenommenen herabschauenden Hund noch Tischordnungen und Konversationsnotizen erstellt. Jetzt alles tutti, und seitdem ich probiert hab, ob Omas Schnapspralinen von letztem Jahr noch gut sind, lässt auch der Spannungskopfschmerz langsam nach. Ein fröhliches, gesegnetes Weihnachtsfest euch allen! Und denkt immer dran: Alles wird. Vielleicht sogar gut.

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