Freitag, 25. November 2022

Boykott Katarrh

Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all nach Nürnberg herkommet – dem Weihnachtsmarktstall. Und seht was mit Glüüüühwein, Christkiiind und Schmuckpraaaaacht das Maaaarktamt im Advent für Freeeeude euch maaaacht! … Husthust … Mimimimiiii … Ja ok, bisschen eingerostet das Ganze, aber hey: Es hat ja in der Vergangenheit doch eher relativ mau ausgesehen mit Christkindlesmarktschreierei, insofern sei mir das Gekrächze bitte verziehen. Sogar doppelt. Weil an mir nagt einmal mehr der Zahn der Zeit. Nein, wie sagt man, wenn man so ganz vorne dran ist dabei bei einer wichtigen modischen Entwicklung? Jedenfalls seit einer knappen Woche ist man etwas aufgeregt, manche gar im Fußballfieber. Hab ich mir gedacht: Da machst du eh mit, nur hab ich dabei den Fußball weggelassen und mich nurmehr fürs Fieber entschieden. Anpfiff war ordnungsgemäß am Sonntagnachmittag, wo ich mir das erste Mal gedacht hab: Ja, du, also … puh. Dann gab’s Montag direkt ein schweres Foul mit Blutgrätsche und seitdem lieg ich halt umeinander. Ein Mordskatarrh. Rote Karte wüsst ich mindestens auch eine zu adressieren, nämlich hat ein paar Tagen zuvor der süßeste laufende Meter der Welt einen Nachmittag mit großer Ausdauer immer erst schön in seiner laufenden, nein: sprintenten Nase herumgerührt und dann mir mit der selben Hand liebevoll die Wange gestreichelt. „Eiei.“ Ich bin noch in Verhandlungen mit dem Kindsvater, der sich diese Unverschämtheit verbittet und jede Schuld mit großem Handspiel zurückweist, aber für mich braucht’s da keinen Videobeweis. Und ich muss schon sagen: Es ist erstaunlich, wie so ein winzigkleiner, also fast beinahe unsichtbarer Zwergenmensch eine Schnupfenbazille entwickeln kann, die so eine ausgewachsene Immunverteidigung wie die meine einfach mir nichts, dir nichts aus den Latschen hebelt. Aber bei so einer Kita handelt es sich ja in Wahrheit um eine Art biochemisches Labor, wo tagtäglich eine schöne bunte Tüte Krankheiten hineingekippt wird und dann rühren sie drin herum und schwitzen und busseln und machen ein 1A-Klima und tadaa: Superschnupfen. WIE super, kann man daran erkennen, dass er meinen quasi gesamten Freundeskreis ebenfalls befallen hat – und das ohne dass wir uns gesehen haben. Telepathische Ansteckung! Vielleicht kann man’s mit ein bisschen gutem Willen aber auch als eine Art Trainingslager sehen für die ganzen vielen schönen kuscheligen Innendrinfeiern und glühweinseligen Umarmungsbegegnungen, die uns jetzt bevorstehen. Womöglich ja auch mit eher so kompetitivem Charakter: Wer wird am Ende alles im Bett liegen, wer in der letzten Woche des Turniers noch auf dem Platz, äh Hauptmarkt stehen? Der Sieger liegt dann unterm Weihnachtsbaum. Schlachtruf: Boykott Katarrh!

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