Eine kleine Volksliedübung zum Einstieg: „Ich geeeeh mit meiner Laateerne, und meeeeine Lateeerne mit miiiir. Dort ooooben leuchten die Steeeeerne, hier uuunten lo-hoiichten wiiiir. Nänääää nänä, nanäää nänä, RABIMMEL RABAMMEL RABUMM BUMMBUMM!“ Super, jetzt seid ihr textsicher und gewappnet für die kommenden Wochen. Liebe Freunde, ich sag’s wie es ist: Gestern noch drüber amüsiert, dass „zartschmelzend“ eine ganz neue Bedeutung bekommt, wenn man Schokoniko… Wie ist die Mehrzahl von „Nikolaus“? Nikoleen? Nikoläuse? Nikolauser? also die jedenfalls bei 35 Grad Außentemperatur im August vom Supermarkt nach Hause schleppt, weil man irgendeiner postinfantilen Versuchung aus glitzerndem Stanniolpapier (und vielleicht auch der sommerlichen Duftfolter aus Lebkuchensmog, man müsste da vielleicht mal einen Zusammenhang untersuchen) erlegen ist und dann daheim erst einmal den pappigen Schokoschmier von Brot, Eiern und Knoblauchzopf im Einkaufssackerl entfernen muss, und heute, kaum drei Wimpernschläge später, ergibt plötzlich alles einen Sinn. Ja ok, nicht wirklich, aber halt mehr als vorher. Weil: Pelzmärtel ist. Oder für die anderen Zugezogenen: Martinstag. Ich als waschechte Arbeitsmigrantin zweiter Generation mit niederbayerisch-katholischem Kulturhintergrund fand eure fränkische Idee vom Gutzerlbringer im roten Gewand schon immer prima. Spezialprima schon allein deswegen, weil er vier Wochen vor dem Nikolaus vorbeikommt, im Gegensatz zu diesem seine Gaben still und höflich des Nachts in vor die Tür gestellte Gummistiefel legt (und allein dadurch schon seine außerordentliche Tapferkeit beweist, ich mein, wer versenkt denn freiwillig seine Hand in einen getragenen Gummistiefel?) und dafür noch nicht einmal etwas erwartet. Der Nikolaus derweil: Angstgegner! Großeltern, Freunde und Familie versammeln sich, so dass dem Kind (mir) direkt klar ist: Jetzt wird’s ernst, und dann klingelt’s und herein kommt ein riesiger Mensch in einem Mordsgewand mit einer meterhohen Haube auf dem Kopf und einem Wahnsinnsspazierstock und dann Flüstern und Stille und schließlich zerrt dich eine Mutterhand unter dem Kanapee hervor, wo du zitternd liegst und panisch dein Gedicht zu memorieren versuchst, das du extra für jetzt hast lernen müssen. Und dann schiebt man dich in bedrohliche Nähe zu dem Fremden, und noch bevor du den Gedanken „Verrückt, der hat die gleichen Schuhe wie Onkel Uli!“ formulieren hast können, sagst du plötzlich „LIEBER GUTER NIKOLAUS, ZIEH MAL DEINE HOSEN AUS!“ und dann Gelächter und Schimpfen und Tränen und trotzdem Geschenke … nicht einfach. Deswegen: Pelzmärtel. Der hat zudem ein Pferd und außerdem im Gegensatz zum Nikolaus, der halt irgendwie Truckerfahrer war oder sowas in der Art, eine endscoole Heldenstory. Es muss darum also natürlich heißen: Ein Liiiichtermeeer zu Maaartins Eeeehr! Dankt mir später.
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