Nach dem ganzen Eierspaß, Savoir Vivre und Café Olé der letzten Tage ist es an der Zeit, sich wieder einmal mit ernsten Themen zu beschäftigen. Und wenn ich mich einmal in meinem Freundeskreis und auch in mir selbst drin so umhöre, dann lautet das aktuelle Thema „Krankheiten“, oder um im Duktus der letzten Woche zu bleiben: Malähsö. Von der Malähsö gibt es sympathischere und unsympathischere Varianten. Nämlich die komplizierten und die einfachen Sachverhalte. Zum Beispiel Beinbruch: eine eher einfachere Angelegenheit. Wachst du morgens auf, upsi Bein gebrochen, rufst du den Chef an und sagst „Du Chef, ich hab mir im Schlaf das Bein gebrochen, ich bleib die nächsten sechs Wochen daheim!“ sagt der Chef „Okido!“ und alles ist gut. Vergleichsweise einfach auch: Bindehautentzündung. Menschen schauen dich an, sagen „PFUI DEIFI du ZOMBIE bleib bloß weg von mir!“ und du sagst „Ok.“ und bleibst erst einmal weg, daheim ist auch schön. Sonst halt Sonnenbrille als modisches Statement im Kaffeehaus oder Einwohnermeldeamt, bei letzterem kannst du immer sagen „Also als ich hier angekommen bin war gleißender Sonnenschein auch innen. Entschuldigen Sie, welchen Tag haben wir heute?!“ Schön einfach auch Nagelbettenzündung („AUA AUA eine FEDER hat meinen FINGER berührt ich kann heute NICHTS mehr arbeiten und die kommenden drei Tage auch nicht machst du mir bitte den Fernseher an?“) oder auch spezialeinfach Magen-Darm-Infekt („Die sanitären Anlagen sind in den kommenden 24h besetzt, leg mir bitte ein Kniekissen vor die Türe.“) So, und dann gibt es: Halsweh. Den gordischen Knoten unter den Krankheiten, den Zitronensäurezyklus der Zipperlein, das Buch der sieben Siegel unter den Wehwehchen. Wenn du nicht schon nachts aufgewacht bist und panisch um dich geschlagen hast, weil sich ein Seeigel in deiner Kehle eingenistet hat, kollabierst du spätestens morgens beim Ertasten glühenden Schleifpapiers in deinem Rachen und weißt: Es kann alles sein – oder nichts. Habe ich gestern zu wenig getrunken oder zu heiß gegessen? Habe ich gestern Abend ausnahmsweise mal gesprochen oder gar meinen Ruf als Karaoke-Queen verteidigt – und im Rausch des Erfolgs den Abend einfach vergessen? Leide ich an einer unheilbaren Krankheit, die von mir unbemerkt in den letzten Jahren herangewachsen und gewuchert und über Nacht explodiert ist? Habe ich einfach nur mit offenem Mund geschlafen und jetzt anstelle geschmeidiger Schleimhäute die Wüste Gobi? Muss ich sofort zum Arzt um für die sich über den Tag entwickelnde Mandelentzündung mit Antibiotika gewappnet zu sein oder reicht ein beherzter Schluck Wasser? All das sind Fragen, die ich mir seit nunmehr vier Wochen allmorgendlich stelle. Und irgendwie beschleicht mich das saublöde Gefühl, dass die Antwort darauf ganz einfach lauten könnte: Heuschnupfen.
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