In einem ersprießlichen Gespräch mit einem der vielen gütigen Kollegen, die hier Woche für Woche erst dafür zuständig sind, mich mit Deadlines zu Höchstleistungen zu peitschen um dann anschließend an eben jenen zu verzweifeln, behandelten wir unlängst im launigen Diskurs das Themenfeld „Urlaubsvertretung“, denn ich sag einmal so: Selbst die lässigste aus dem Ärmel geschüttelte Glosse tät ganz prinzipiell auch einmal gern einfach so auf einem Sonnenstuhl herumliegen und nicht nur äußerlich einen mordsentspannten Eindruck machen, sondern auch innerlich wirklich und echt wahr einfach einmal nichts zu tun, zumal wenn’s außenrum gewaltig sommert. Einmal nichts zu denken – für manche friedlicher Normalzustand, für mich jedoch das leere Hirn ein unerreichter Sehnsuchtsort, an den ich zu gern einmal verreisen würde, ohne dass ich mich zuvor auf einen höchst anstrengenden Weg der Meditation und Erforschung der inneren Ruhe begeben muss. Auf meinen leichthin geäußerten Gedanken also zuckte das Gesprächsgegenüber empfindlich zusammen und schrie „WASI!“, schrie es, „das kannst du knicken. Urlaubsvertretung! Es gibt auf der ganzen Welt niemanden, der so schreibt wie du, also vergiss es!“ Ich versuchte mich in Protest: „Aber …“ – „NICHTS ABER!“, schrie’s zurück, und mein feiner Schnittlauchpony türmte sich im Gegenwind zur ondulierten Tolle auf. „Wenn du jemanden findest, der dich vertritt und ich’s nicht merk, dann geb ich einen aus! Und soll ich dir was sagen? Das wird ein billiger Abend – für mich! Und jetzt geh denken!“ Jetzt muss ich sagen: Ich bin von Haus aus eher ökonomisch veranlagt. Der Unwissende mag das mit Faulheit verwechseln, doch der Erleuchtete weiß es besser. Mit minimalem Aufwand das maximale Ergebnis erzielen – auf diese Weise bin ich schon eher versehentlich zu Latinum und Abitur gekommen – kann nicht anders als als außerordentlich strebsam und klug beurteilt werden. Gelegentlich jedoch packt mich ein großer Ehrgeiz nah am Furor und ein „Dir werd ich’s schon zeigen!“ So auch jetzt. Meine Lieben – ein Wettbewerb! Es ist ganz einfach: Sucht euch ein beliebiges Thema, saisonal, biographisch oder völlig erfunden. Formuliert lose einen Gedanken. Blast diesen bis zur Unkenntlichkeit auf, bemalt ihn, pudert ihn, behängt ihn mit Lametta, Luftschlangen und Spaghetti. Googelt im Themenfeld, streut wahllos bildungsbürgerliche Sujets ein. Lest Asterix, verwendet lateinische Wendungen nach Gusto (gustum, -o: Geschmack, der), gelegentlich englische because it’s so amazing. Ersetzt möglichst alle Punkte durch Komma, verstrickt euch in Nebensatzstrukturen fünfter Ebene, findet nonchalant wieder heraus, vertraut auf die Verwirrungstaktik. Überrascht mit lyrischen Exzessen und Onomatopoesie. Schreibt, wie ihr sprecht und nicht wie das Amtsblatt. Niemand mag Amtsblätter. Erweitert euren mickrigen Wortschatz von 200 auf 200 Millionen (Anm. d. Red.: von dieser Aussage distanzieren wir uns nachdrücklich). Lügt. Und schickt mir das Ergebnis. Dann wollen wir mal schauen, wer hier einen billigen Abend verbringt und wer nicht. Lustig wird das allemal. Auf geht’s!
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