Rückschau: Es ist 1996, meine Freundin ist weg und bräunt sich in der Südsee, derweil ich – jung, schön und unverstanden – auf einem Campingplatz am Atlantik stehe und freudig auf ein Date warte mit einem der vielen Knaben, in die ich zum wiederholten Male innerhalb drei Wochen unsterblich verliebt bin, seitdem ich ihn wenige Stunden zuvor mit der untrüglichen Spürnase der weltweiten Bewegung „Teenager against Parents‘ Supremacy“ beim Abspüldienst entdeckt und nohschaloh angesprochen hatte: „Must you be on vacation wiz your parents also?“, woraufhin man sich schnell einig und für den Abend verabredet war. In der Folge starb ich nicht nur an gebrochenem Herzen, sondern lernte ein wichtiges Stück englische Linguistik: Sagt der Deutsche „halb acht“, so meint er 19.30 Uhr. Sagt der Brite jedoch „half eight“, so hat er nur das Wörtchen „past“ verschlampert und spricht ergo folgo von 20.30 Uhr. Warum erzähle ich das? Weil auch dieser Winter vermutlich irgendwann zu Ende und es „nauswärts“ geht, was unweigerlich Verabredungen mit sich bringt und demzufolge Missverständnisse, die sowohl kultureller als auch edukativer Natur sein können. Beispiel Nord-Süd-Gefälle: Der Preuße ist bekanntermaßen sowohl unkultiviert als auch weist er edukative Defizite auf. Entsprechend ungeschickt ist er beim Artikulieren von Uhrzeiten und bringt dauernd alles durcheinander. Sagt er „dreiviertel zwei“, so meint er 13.45 Uhr und tut recht gschaftig umeinander. Respondiert man dann jedoch „du, ich schaff erst Viertel drei“, so wird er bleich und zittrig und empört sich, „was soll das für eine Zeit sein“, es müsse ja wohl „Viertel nach zwei“ heißen, woraufhin du dich mit der Überlegenheit bayerischer Kultiviertheit zurücklehnst, appeasent lächelst und sagst „ja gut, dann machen wir doch gleich dreiviertel nach zwei – oder lieber halb nach zwei?“ Und dann kannst du wetten, dass es dem Preußen auch wieder nicht passt. Merke: Viertel, halb, dreiviertel der nächstfolgenden vollen Stunde, himmisakrament. Und dann das mit dem Nachmittag. Machst du aus „wir treffen uns am Nachmittag“, dann ist der eine beleidigt, weil er um 16 Uhr seit 14 Uhr wartet, derweil der andere um 16 Uhr überhaupt erst Schuhe bindet, um sich um 17.30 Uhr zu treffen. Wir (ich) einigen uns jetzt also einmal auf das, was wir schon in der Schule (Bayern) gelernt haben: Mittag = 12-13 Uhr, Nachmittag = 13-18 Uhr, Abend = 18-23 Uhr, dann unspezifische Uhrzeiten großer Dunkelheit, Morgen = abhängig vom individuellen Lebensalter 5-7 Uhr oder 10-11 Uhr, dann entsprechend unspezifische Stunden vor dem Mittagessen. Jetzt Feintuning: FRÜHER Nachmittag = 13-14.30 Uhr, SPÄTER Nachmittag = 16.30-18 Uhr. So. Ab sofort sollte nichts mehr schiefgehen. Ich wünsche viel Freude bei allen Verabredungen. Wenn irgendwo ein Brite lauert – Obacht!
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